Der Wochenausblick auf KW 30. Auf konjunktureller Seite steht das Q2-BIP in den USA sowie die Frühindikatoren in Europa im Fokus. Zinsentscheidungen stehen in Kanada und der Türkei an. Und Donald Trump spricht auf einer Konferenz zu Bitcoin. Im Rahmen der Q2-Berichtssaison veröffentlichen u.a. Alphabet, CocaCola, Meta und Nestle ihre Ergebnisse. Und vor 151 Jahren scheiterte das erste Ponzi-System in Deutschland spektakulär.
In China werden die Banken ihre Kreditzinsen im Juli erneut nicht senken (1J: 3,45%, 5J: 3,95%). Denn die PBoC hat ihren Leitzins zuletzt unverändert gehalten (1J MLF: 2,5%). Wie in den Vormonaten bleiben Regierung und Notenbanken damit zögerlich mit einer Stimulierung der lahmenden Konjunktur.
In der Q2-Berichtssaison berichtet: SAP.
Die Notenbank in der Türkei wird ihren Leitzins auf ihrer Julisitzung wohl zum vierten Mal in Folge unverändert bei 50% halten. Die Inflation bleibt zu hoch und der Abwärtsdruck auf die Lira ist erheblich. Auch deshalb könnten quantitative Straffungsmaßnahmen beschlossen werden, etwa eine Anhebung des Mindestreservesatzes oder des Einlagensatzes für Banken.
In der Q2-Berichtssaison berichten: Alphabet, CocaCola, GE, GM, LVMH, Moody’s, MSCI, Spotify und Tesla.
Im Euro-Raum werden die Ergebnisse der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Juli veröffentlicht. Im Vormonat hatte sich die Stimmung der Unternehmen unerwartet wieder eingetrübt und Zweifel an einer Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr geschürt. Im Juli ist mit einer leichten Gegenbewegung bei den Indizes für die Industrie (Juni: 45,8 Punkte) und die Dienstleister zu rechnen (Juni: 52,8).
Die Bank of Canada könnte auf ihrer Julisitzung den Leitzins wie im Vormonat um 25 Bp senken (aktuell: 4,75%). Die im Juni wieder schwächeren Daten zu Konjunktur, Arbeitsmarkt und Inflation haben die jüngste Zinssenkung bestätigt und die taubenhaften Signale der FED öffnen Spielraum für eine weitere Senkung. Die Entscheidung wird aber knapp ausfallen.
Von der EZB äußern sich Lane und de Guindos zum Zinsausblick
In der Q2-Berichtssaison berichten: BNP, Deutsche Bank, Deutsche Boerse, IBM, Kering, Meta und Porsche.
In Deutschland sollte sich auch der ifo Geschäftsklimaindex im Juli von dem Rücksetzer im Vormonat etwas erholt haben (Juni: 88,6 Punkte).
In den USA wird das Ergebnis zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal veröffentlicht. Die Wirtschaftsleistung dürfte etwas stärker als im Vorquartal gestiegen sein (Q1: +1,4%, annualisiert). Dabei dürfte der private Konsum vom überraschend deutlichen Rückgang der Inflation profitiert haben. Auch die Investitionen in Software sollten weiter gestiegen sein. Die Bauwirtschaft und der Außenhandel dürften das Wachstum dagegen gebremst haben.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump hält eine Rede auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville.
In der Q2-Berichtssaison berichten: Intel, Mastercard, Nestlé, Relx, Roche, Sanofi, Stellantis und Unilever.
In Japan dürfte die Kerninflationsrate im Raum Tokio im Juli unverändert bei 2,1% gelegen haben. Ein Wert über 2% dürfte die BoJ als Beleg dafür werten, dass sich die Inflation im Bereich des 2%-Ziels stabilisiert und nicht wieder darunter sinkt. Dies würde die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zinsanhebung in der Folgewoche deutlich erhöhen.
Im Euro-Raum könnten die Inflationserwartungen der Haushalte im Juni weiter leicht gesunken sein. Die Erwartungen auf Sicht von 1 Jahr und von 3 Jahren waren im Vormonat auf 2,8% bzw. 2,3% zurück gegangen.
In den USA ist die PCE-Kerninflation im Juni wohl weiter leicht gesunken (Juni: 2,6%). Zum Vormonat dürften die Preise erneut nur um etwa 0,1% gestiegen sein. Das legen die bereits veröffentlichten Daten zur CPI- und PPI-Inflation nahe. Die Konsumausgaben der Haushalte dürften erneut um 0,2% zum Vormonat zugelegt haben.
In der Q2-Berichtssaison berichten: BASF,Chevron, Exxon und Mercedes.
Am 20.7. 1873 wurde Adele Spitzeder zu drei Jahren Zuchthaus wegen betrügerischen Bankrotts ihrer Dachauer Volksbank verurteilt. Spitzeder war zunächst eine eher erfolglose Schauspielerin aus gutem Haus, aber mit unstetem Lebenswandel. Fast mittellos versprach sie der Frau eines Zimmermanns für eine Geldleihe 10% Verzinsung im Monat, und zahlte die ersten beiden Monatszinsen auch sofort aus. Schnell kamen weitere Bürger, die ihr Geld zu diesen Konditionen bei ihr anlegen wollten. 1869 gründete sie eine Bank in der Dachauer Straße in München. Die Zinsen zahlte sie weiterhin stets bar aus. Eine systematische kaufmännische Verwaltung der von ihr vereinnahmten Fremdgelder fand nicht statt. Geschäftsgebaren und Buchführung waren mindestens unkonventionell. Das Geld wurde säckeweise in der Wohnung gestapelt. Angestellte - alle ohne kaufmännische Ausbildung - bedienten sich regelmäßig. Das Grundkonzept war damit ein Ponzi-System, aktenkundig das erste in Deutschland und vermutlich der Welt. Die Bank entwickelte sich rasch und nahm anderen Instituten erhebliche Teile des Geschäfts ab. 1872 konnte Spitzeder dem stärker werdenden Druck der Regierung und der Gläubiger dann nicht mehr standhalten, und die Bank brach zusammen. Durch die hohen Zinsversprechen hatte sie in ihrem Schneeballsystem mehr als 30.000 Einleger geschädigt.