13.09.2024

Der Wochenausblick auf KW 38

Der Wochenausblick auf KW 38. Die FED wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins erstmals senken. Fraglich ist aber, ob die weit gelaufenen Zinserwartungen mit Blick auf die kommenden Monate bestätigt werden. Die Notenbanken in China, Japan und UK werden dagegen noch nicht handeln, dürften aber zumindest Signale geben, womit in den kommenden Monaten zu rechnen ist. Die Daten zum US-Einzelhandel werden zeigen, ob sich die Kaufkraft der Konsumenten im August eingetrübt hat. Und vor 180 Jahren wurde eines der wichtigsten Patente für die Autoindustrie in den USA erteilt.


Montag

Auf geldpolitischer Seite  

Von der EZB äußern sich Lane, de Guindos, Nagel und Panetta zur Zinsentscheidung der Vorwoche und dem Ausblick für die Geldpolitik. 


Dienstag

Auf konjunktureller Seite

In den USA werden die Einzelhandelsumsätze für August zeigen, inwiefern die Abschwächung am Arbeitsmarkt den Konsum gebremst hat. Nach dem überraschend starken Vormonatsergebnis (Juli: +1,0%) könnten die Umsätze wieder etwas gesunken sein. Allerdings dürfte die schwache PKW-Nachfrage den Rückgang überzeichnen. Zeichen einer Konsumrezession sollte es nicht geben. Die Industrieproduktion dürfte sich nach dem Rückgang im Vormonat wieder etwas erholt haben (Juli: -0,6%).

Auf politischer Seite

Mario Draghi stellt vor dem EU-Parlament seinen Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit und dem Reformbedarf der EU vor.


Mittwoch

Auf geldpolitischer Seite

Die FED wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins erstmals senken (aktuelle Obergrenze: 5,5%). Wir erwarten, dass es die US-Notenbank trotz der schwächeren Daten vom Arbeitsmarkt bei einem „normalen“ Zinsschritt um 25 Bp belässt. Hierfür spricht, dass Konsum und Investitionen bisher keine Zeichen eines Einbruchs zeigen und sich die Finanzierungskonditionen zuletzt bereits wieder verbessert haben. Gleichwohl dürfte die FED ihren Lockerungswillen (Easing Bias) bestätigen und für die kommenden Monate weiter Zinssenkungen in Aussicht stellen, vor allem im Fall einer deutlicheren Eintrübung des Konjunkturausblicks.

Von der EZB äußern sich Holzmann und Vujcic zum Zinsausblick.


Donnerstag

Auf geldpolitischer Seite

Die Bank of England wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins unverändert halten (aktuell: 5,0%). Weitere Zinsentscheidungen treffen u.a. die Notenbanken in Norwegen, Südafrika und der Türkei.

Von der EZB äußern sich Knot und Schnabel zum Zinsausblick.


Freitag

Auf geldpolitischer Seite

Die Bank of Japan wird auf ihrer Septembersitzung ihren Leitzins noch nicht weiter anheben (aktuell: 0,25%). Sie könnte aber signalisieren, dass in den kommenden Monaten mit weiteren Zinsschritten zu rechnen ist und das neue Normal höher liegen könnte als derzeit am Markt gepreist. Falls die Kerninflationsrate im August stärker als erwartet gestiegen sein sollte, könnte der Tonfall auch mit Blick auf die kurze Frist falkenhaft ausfallen und eine erneute Anhebung bereits im Oktober nicht ausschließen (Juli: +2,7%).

Auch für die Entscheidung der PBoC wird keine Änderung des Leitzinses erwartet (1J MLF aktuell: 2,3%). Angesichts der Schwäche der chinesischen Konjunktur sind Überraschungen aber nicht ausgeschlossen, gerade auch kurzfristige Liquiditätshilfen zur Stimulierung der Kreditvergabe. 


KW 38 in historischer Perspektive

Am 15. Juni 1844 wurde Charles Goodyear das Patent zum Vulkanisieren von Gummi erteilt. Es beschrieb die Verwandlung von Naturkautschuk. Goodyear nannte seine Erfindung „metallic gum elastic composition“. Er experimentierte zuvor wie viele andere Tüftler mit Kautschuk. Sein erstes Werk zur Produktion wasserfester Gummi-Artikel gründete er 1833 in Roxbury, Massachusetts. Doch der Kautschuk erwies sich bei Hitze als weich und klebrig, bei Kälte als brüchig. Goodyear suchte nach einer Methode, ihn unempfindlich gegenüber extremen Temperaturen zu machen. Nachdem er dem Kautschuk die verschiedensten Materialien und Chemikalien hinzugefügt hatte, kam er 1839 durch einen berühmten „wissenschaftlichen Zufall“ zu einer Lösung: Eine Schwefel-Kautschuk-Mischung fiel auf eine heiße Herdplatte, und das Ergebnis war eine trockene und dauerhaft elastische Substanz. Der mit Schwefel vermischte Kautschuk verwandelte sich bei Erhitzung in einen neuen Stoff. Damit hatte Goodyear die Vulkanisation entdeckt. Als Geschäftsmann war er wenig erfolgreich. Trotz der vor allem für die spätere Autoindustrie bedeutsamen Patente blieb Goodyear, der mehrmals zu Haftstrafen verurteilt wurde, weil er seine Schulden nicht zurückzahlen konnte, bis zu seinem Tod mittellos. Eine Zeitung schrieb einmal über ihn: „Wenn ihr einen Mann seht, in Schuhen, mit Mantel und Hut aus Kautschuk, aber ohne einen Cent in der Tasche, dann habt ihr Charles Goodyear vor euch.“


Unsere Autoren

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr

Chefvolkswirt

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