20.09.2024

Der Wochenausblick auf KW 39

Der Wochenausblick auf KW39. Die Frühindikatoren für Europa werden zeigen, dass die Industrie Ende September weiter in der Krise steckt, während sich die Aussichten der Dienstleister relativ stabil halten. In den USA stehen die PCE-Inflationsdaten im Fokus und dürften für einen eher moderaten Lockerungskurs in den kommenden Monaten sprechen. Und vor 93 Jahren markierte der Ausstieg Großbritanniens den Anfang vom Ende des Goldstandards. 


Samstag/Sonntag

Auf politischer Seite

Bei den Landtagswahlen in Brandenburg dürften die Ampel-Parteien erneut deutliche Verluste verzeichnen. SPD-Ministerpräsident Woidke könnte aber in einer neuen Koalition (u.a. mit der CDU) eine Mehrheit im Parlament gegen die AFD erreichen.   

Wahlen finden auch in Sri Lanka (Präsidentschaft), der Tschechei (Senat) und der Schweiz (Volksabstimmungen) statt.

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Montag

Auf konjunktureller Seite

Im Euro-Raum werden die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für September zeigen, dass sich die Aussichten für die Industrie wieder eingetrübt haben. Vor allem die Krise der Automobilhersteller dürfte den Index nach zuletzt stabiler Seitwärtsentwicklung weiter unter die Expansionsschwelle gedrückt haben (August: 45,8 Punkte). Lichtblick bleiben die Dienstleister. Allerdings dürfte auch dieser Index leicht gefallen sein, da im Vormonat die Stimmung in Frankreich durch die olympischen Spiele temporär gestützt wurde (August: 52,9). In regionaler Betrachtung dürfte die Stimmung in Deutschland in beiden Sektoren am stärksten gelitten haben.

Auf geldpolitischer Seite

Von der FED äußern sich Goolsbee, Bostic und Kashkari zur Geldpolitik. 

Von der EZB spricht Cipollone vor dem EU-Parlament zum Digital Euro.


Dienstag

Auf konjunktureller Seite

In Deutschland dürfte auch der ifo Geschäftsklimaindex im September gesunken sein (August: 86,6). Der vierte Rückgang in Folge dürfte erneut vor allem durch die Schwäche im Verarbeitenden Gewerbe getrieben sein. Auch hier belastet die Krise der Automobilhersteller. Damit würde sich die Wahrscheinlichkeit merklich erhöhen, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal leicht geschrumpft ist.

Auf geldpolitischer Seite

Die Notenbank in Australien wird ihren Leitzins auf der Septembersitzung wohl unverändert hoch halten (aktuell: 4,35%). Die Notenbank in Ungarn dürfte dagegen eine Senkung um 25 Bp beschließen (aktuell: 6,75%).


Mittwoch

Auf geldpolitischer Seite

Die Notenbank in Schweden dürfte ihren Leitzins zum dritten Mal um 25 Bp senken (aktuell: 3,5%).

In China wird die PBoC ihren Leitzins (1J MLF, aktuell: 2,3%) noch nicht weiter senken.

Auf politischer Seite

Der ukrainische Präsident Selenskyj spricht vor der UN-Vollversammlung über den Krieg gegen Russland.


Donnerstag

Auf konjunktureller Seite

In den USA dürften die Auftragseingänge langlebiger Güter im August wieder gesunken sein (Juli: +9,8%). Im Vormonat hatte ein starker Anstieg der Flugzeugbestellungen das Ergebnis nach oben verzerrt. Ohne die volatilen Großaufträge dürfte die Dynamik im August in etwa auf dem Vormonatswert gelegen haben (Juli: -0,2%). Das signalisieren die zuletzt etwas schwächeren Stimmungsindikatoren aus der Industrie.

Die US-Statistikbehörde veröffentlicht die Benchmark-Revision der Daten zum Bruttoinlandsprodukt für die vergangenen 5 Jahre. 

Auf geldpolitischer Seite

Auch die Schweizer Notenbank dürfte ihren Leitzins um weitere 25 Bp senken (aktuell: 1,25%).

Von der FED sprechen u.a. Powell und Williams.

Von der EZB spricht Lagarde.


Freitag

Auf konjunktureller Seite

In den USA dürfte die PCE-Kerninflation im August erneut bei 0,2% zum Vormonat gelegen haben. Die bereits veröffentlichten CPI- und PPI-Daten signalisieren sogar Abwärtsrisiko. Unabhängig von den Details dürften die Daten das FED-Szenario einer weiter rückläufigen Teuerung stützen und die niedrigeren Zinserwartungen bestätigen.

Auf politischer Seite

In den USA endet die offizielle Frist für den Kongress zur Verabschiedung eines Haushaltsplans für das Fiskaljahr 2024/25. Sollte bis zum 1.10. keine Einigung erzielt werden droht (wieder einmal) ein Government Shutdown.

Auf geldpolitischer Seite

Von der FED sprechen Collins und Kugler.

Von der EZB sprechen Lane und Cipollone.


KW 39 in historischer Perspektive

Am 21. September 1931 gab das Vereinigte Königreich offiziell die Auflösung des Goldstandards bekannt. Der Goldstandard war ein Währungssystem, bei dem der Wert der Währung durch eine feste Menge Gold gedeckt war. Großbritannien war eines der ersten großen Industrieländer, das dieses System infolge de Weltwirtschaftskrise aufgab. Der Rückgang der Exporte und das steigende Außenhandelsdefizit belasteten die britische Wirtschaft. In den frühen 1930er Jahren erreichte die Arbeitslosigkeit Höchststände, und die Preise fielen, was zu einer schweren Deflation führte. Viele Investoren verloren das Vertrauen in die britische Wirtschaft und zogen ihr Gold aus Großbritannien ab. Dies verringerte die Goldreserven des Landes drastisch. Es gab starke Wetten auf eine Abwertung des britischen Pfunds, was weiteren Druck auf die Währung ausübte. Nach der Aufgabe des Goldstandards wertete das britische Pfund sofort um etwa 25 % gegenüber dem US-Dollar ab. Dies half, die Wirtschaft anzukurbeln. Ohne die Bindung an Gold konnte die britische Zentralbank mehr Flexibilität in der Geldpolitik zeigen und das Geldangebot erweitern, um die Wirtschaft zu stützen. Andere Länder folgten. Die Auflösung des Goldstandards in Großbritannien war ein bedeutender Schritt in der globalen Wirtschaftsgeschichte, da sie eine neue Ära flexibler Wechselkurse einleitete und den Übergang von festen Währungsbindungen hin zu moderneren Geldpolitikstrategien markierte.


Unsere Autoren

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr

Chefvolkswirt

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