25.10.2024

Der Wochenausblick auf KW 44

Der Wochenausblick auf KW 44. Eine wichtige Woche für Makro und Mikro. Die Q3-BIP Daten werden bestätigen, dass die US-Wirtschaft nach dem Soft Landing weiter um rund 3% wächst und die Konjunktur in Deutschland schwächer läuft als in den anderen Euro-Ländern. Die Euro-Inflationsrate dürfte im Oktober wieder leicht gestiegen sein und der US-Arbeitsmarkt könnte durch Sondereffekte deutlich gebremst worden sein. In China könnten erstmals positive Effekte der jüngsten Stimuli-Maßnahmen in den Daten zu sehen sein und in Japan wird die Notenbank die Zinsen noch nicht anheben, während die Parlamentswahlen Überraschungspotenzial bergen. In der Q3-Berichtssaison legen u.a. Amazon, Apple, Microsoft und Meta die Ergebnisse vor. Und vor 55 Jahren wurde erstmals ein Nobelpreis für Wirtschaftsforschung vergeben. 
 


Samstag/Sonntag

Auf politischer Seite  

In Japan finden vorgezogene Parlamentswahlen statt. Die regierende LDP von Ministerpräsident Ishiba dürfte zwar erneut die meisten Stimmen erhalten. Die Mehrheit seiner Koalition könnte aber deutlich schrumpfen und eine erneute Regierungsbildung erschweren. Auch in Litauen, Bulgarien und Uruguay wird gewählt.


Dienstag

Auf konjunktureller Seite

In den USA werden die JOLTS-Daten für September zeigen, ob sich Angebot und Nachfrage nach Stellen auf dem US-Arbeitsmarkt wieder in Richtung Gleichgewicht angenähert haben. Nach dem Anstieg im Vormonat kamen auf eine Stellensuche zuletzt 1,1 offene Stellen.

Auf Unternehmensseite 

In der Q3-Berichtssaison berichten u.a.: Adidas, Alphabet, Electronic Arts, McDonald’s, Novartis, PayPal, Pfizer, Royal Caribbean Cruises, Visa.


Mittwoch

Auf konjunktureller Seite

Im Euro-Raum und den USA werden die Daten zum BIP-Wachstum im dritten Quartal veröffentlicht. Im Euro-Raum dürfte die Wirtschaftsleistung wie im Vorquartal leicht gestiegen sein (Q2: +0,2%). Dabei dürfte das Wachstum vor allem in Spanien erneut kräftig ausgefallen sein. In Frankreich und Italien dürfte zumindest ein kleines Plus unter dem Strich stehen. In Deutschland dagegen ist die Wirtschaftsleistung wohl zum zweiten Mal in Folge leicht geschrumpft (Q2: -0,1%) und damit dürfte das Kriterium einer „technischen Rezession“ erfüllt sein.

In den USA dürfte das Wachstum erneut kräftig ausgefallen sein. Das BIP dürfte zum Vorquartal wieder um etwa 3% zugelegt haben (annualisiert, Q2: +3%). Neben einem robusten privaten Konsum dürften auch die Investitionen gestiegen sein, u.a. da die Ausgaben für Software und KI gesteigert worden sein dürften.  

In Deutschland dürfte die Inflationsrate im Oktober erstmals wieder leicht gestiegen sein (September: +1,6%). Hintergrund sind Basiseffekte und ein Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise. Der zugrunde liegende Preisdruck dürfte dagegen weiter abgenommen haben. 

Auf geldpolitischer Seite

Von der EZB äußert sich Schnabel zum Zinsausblick.

In den USA veröffentlicht das Finanzministerium den Funding-Plan für das vierte Quartal. 

Auf Unternehmensseite 

In der Q3-Berichtssaison berichten u.a.: Airbus, BASF, Booking, Caterpillar, Ebay, Eli Lilly, Meta, Microsoft, UBS, Volkswagen.


Donnerstag

Auf konjunktureller Seite

In China werden die Oktoberdaten der Einkaufsmanagerindizes (PMI) zeigen, wie stark die jüngsten Stimuli von Regierung und Notenbank die Aussichten der Unternehmen verbessert haben. Der Index für die Industrie könnte erstmals wieder über die 50er-Marke gestiegen sein (September: 49,8). Der Index für die Dienstleister dürfte in etwa auf dem Vormonatswert gelegen haben (September: 50,0). Ein deutlicher Anstieg könnte die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung wieder anheizen.

Auch im Euro-Raum ist die Inflationsrate im Oktober wieder etwas gestiegen, dürfte aber weiter unter dem 2%-Ziel gelegen haben (September: +1,8%). Auch hier spielen Basiseffekte und wieder steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise eine Rolle. Die Kerninflationsrate dürfte dagegen weiter leicht gesunken sein, da die konjunkturelle Entwicklung schwach bleibt (September: +2,7%).

In den USA werden die Daten zu den Lohnkosten (ECI) im dritten Quartal und der PCE-Inflation im September zeigen, dass der Disinflationstrend intakt ist, aber nur langsam läuft. Die ECI-Lohnkosten dürften zum Vorquartal erneut um etwa 0,9% gestiegen sein (Q2: +0,9%) und damit in etwa im Einklang mit dem Inflationsziel stehen. Das von der FED präferierte PCE-Maß für die Kerninflation dürfte im September um 0,3% zugelegt haben und damit etwas schneller als im Vormonat. Hintergrund sind höhere volatile Komponenten wie die Transportkosten. Zum Vorjahr dürfte die Kerninflation erneut bei 2,7% gelegen haben.    

Auf geldpolitischer Seite

In Japan dürfte die Notenbank (BoJ) auf ihrer Oktobersitzung noch keine weitere Anhebung der Leitzinsen beschließen (aktuell: 0,25%). Der nächste Zinsschritt wird aktuell für Dezember oder Januar erwartet. Die BoJ dürfte signalisieren, ob sie diese Erwartungen teilt.

Von der EZB spricht Panetta.   

Auf Unternehmensseite 

In der Q3-Berichtssaison berichten u.a.: Amazon, Apple, Mastercard, Roblox, Samsung, Shell.


Freitag

Auf konjunktureller Seite

Der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober birgt negatives Überraschungspotenzial. Nach den deutlichen Stellenzuwächsen in den Vormonaten könnten die Evakuierungen im Umfeld der Stürme in Florida sowie die Streiks bei Boeing den Stellenaufbau deutlich belastet haben. Dabei ist auch ein negatives Ergebnis nicht ausgeschlossen (September: +254k). Die Arbeitslosenquote (September: 4,1%) und die Lohndynamik (September: +0,4%) dürften sich dagegen nur leicht verändert haben und damit klar gegen eine anhaltende Schwäche am Arbeitsmarkt sprechen.

In den USA könnte sich die Stimmung in der Industrie im Oktober weiter leicht verbessert haben. Der ISM-Index könnte den zweiten Monat in Folge gestiegen sein (September: 47,2). Neben der Aussicht auf sinkende Finanzierungskosten stützt auch die Hoffnung auf eine Erholung in China die Stimmung. Die bevorstehende US-Wahl könnte dagegen für höhere Unsicherheit gesorgt haben.


KW 44 in historischer Perspektive

Am 26.10.1969 verlieh die Notenbank in Schweden (Riksbank) anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens erstmals den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Preis gilt nach wie vor als der renommierteste Preis im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und wird jährlich zusammen mit den “klassischen“ Nobelpreisen verliehen und ist mit der gleichen Preissumme dotiert. Für die Auswahl der Preisträger ist wie bei den Nobelpreisen in Physik und Chemie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verantwortlich. 1969 ging der Preis an Ragnar Anton Kittil Frisch und Jan Tinbergen für die Entwicklung ökonometrischer Modelle. Der Preis ist bis heute aus mehreren Gründen umstritten. Joseph Stiglitz, der den Preis im Jahr 2001 erhielt, bemerkte einmal ironisch: „Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen.“


Unsere Autoren

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr

Chefvolkswirt

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