13.12.2024

Der Wochenausblick auf KW 51

Der Wochenausblick auf KW 51. Die Woche der Notenbanken. Highlight ist die Dezembersitzung der FED. Eine weitere Zinssenkung um 25 Bp ist wahrscheinlich. Entscheidend für die Marktreaktion wird der neue Zinsausblick (dot plot) sein. Auch in Japan und UK wird über die Leitzinsen entschieden. Datenseitig stehen die US-Einzelhandelsumsätze sowie die Frühindikatoren in Europa (ifo, PMIs) im Fokus. Auf politischer Seite stellt Bundeskanzler Scholz die Vertrauensfrage und Russlands Präsident Putin äußert sich zum Ukraine-Krieg. Nike und FedEx legen ihre Q3-Ergebnisse vor. Und vor 235 Jahren führte Frankreich erstmals eine reine Papierwährung ein. Das Experiment scheiterte allerdings kurze Zeit später spektakulär. 


Montag

Auf konjunktureller Seite

In China werden die „harten“ Daten zum Einzelhandelsumsatz und der Industrieproduktion im November zeigen, ob die Verbesserung im Vormonat nur ein Strohfeuer war oder sich der zaghafte Aufwärtstrend fortgesetzt hat. In jedem Fall dürften die Ergebnisse für den Einzelhandel (Oktober: +4,8% zum Vorjahr) und der Industrieproduktion (Oktober: +5,3%) Handlungsdruck in Richtung weiterer Stimuli durch die Regierung zeigen.  

Im Euro-Raum dürften die Einkaufsmanagerindizes (PMI) im Dezember nahe der Tiefs im Vormonat stagniert haben. Der Index für die Industrie dürfte weiter deutlich unter der 50er-Marke gelegen haben und eine schrumpfende Produktion signalisieren (November: 45,2). Und auch der Index für die Dienstleister hat sich nach dem unerwartet starken Rücksetzer wohl kaum deutlich erholt (November: 49,5). Die konjunkturelle Dynamik in Europa bleibt damit auch zum Jahreswechsel schwach.  

Auf geldpolitischer Seite

Von der EZB äußern sich u.a. Lagarde, de Guindos und Schnabel zum Zinsausblick. 

Auf politischer Seite

In Deutschland stellt Bundeskanzler Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage, um den Weg für die geplanten Neuwahlen am 23. Februar freizumachen.


Dienstag

Auf konjunktureller Seite

In Deutschland dürfte auch der ifo Geschäftsklimaindex im Dezember in der Nähe des Tiefs im Vormonat gelegen haben (November: 85,7). Die wirtschaftspolitische Unsicherheit im Inland und der sich verschärfende Ton im Außenhandel sowie die strukturellen Probleme der deutschen Volkswirtschaft belasten die Stimmung der Unternehmen. Einzig im Einzelhandel könnte sich die Stimmung der Unternehmen weiter verbessert haben, da der Anstieg der realen Kaufkraft der Haushalte für Potenzial von Umsatzsteigerungen im Weihnachtsgeschäft sorgt. 

In den USA werden die Novemberdaten zum Einzelhandelsumsatz zeigen, ob der US-Konsum zum Jahresende wieder etwas stärker zugelegt hat (Oktober: +0,4%). Im Vormonat war das Ergebnis durch die höheren Umsätze bei PKW-Verkäufen überzeichnet. Der zugrunde liegende Anstieg fiel mit 0,1% überraschend gering aus. Im Fokus steht, wie stark das Vor-Weihnachtsgeschäft rund um den Black Friday ausgefallen ist und in welche Bereiche die Konsumausgaben geflossen sind.    

Auch die US-Industrieproduktion sollte nach dem auch durch Witterungseffekte bedingten Rücksetzer im Vormonat im November wieder zugelegt haben (Oktober: -0,3%).

Die Daten zum US-Immobilienmarkt dürften dagegen gemischt ausfallen. Der NAHB-Stimmungsindex sollte im Dezember den vierten Monat in Folge gestiegen sein und könnte auch von den politischen Weichenstellungen profitiert haben (November: 46 Punkte). Die „harten“ Daten zu den Baugenehmigungen und Baubeginnen im November dürften allerdings noch schwach ausgefallen sein (Veröffentlichung Mittwoch).

Auf geldpolitischer Seite

Von der EZB äußern sich Rehn und Kazimir.  


Mittwoch

Auf geldpolitischer Seite

Die US-Notenbank FED wird auf ihrer Dezembersitzung ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge senken, wieder um 25 Bp (aktuelle Obergrenze: 4,75%). Die Marktteilnehmer achten vor allem darauf, ob die neuen Zinsprojektionen der FOMC-Mitglieder (dot plot) weiterhin vier Zinsschritte (oder 100 Bp) bis Ende 2025 signalisieren. Da die Inflation in den vergangenen Monaten nicht weiter gefallen ist und die Konjunkturdaten insgesamt robust ausgefallen sind, ist eine leichte Aufwärtsverschiebung der Zinsprojektionen nicht ausgeschlossen.

Von der EZB äußern sich Lane und Muller.  


Donnerstag

Auf geldpolitischer Seite

Die Notenbank in Japan (BoJ) wird ihren Leitzins auf ihrer Dezembersitzung um 25 Bp anheben (aktuell: +0,25%) oder ein klares Signal für eine Anhebung im Januar geben. Inflation und Lohndynamik signalisieren zunehmend, dass die Inflation 2025 nicht wieder deutlich unter das 2%-Ziel fallen wird.

Die Bank of England wird ihren Leitzins – nach der Senkung im Vormonat – im Dezember dagegen unverändert halten (aktuell: 4,75%) und ihren graduellen Lockerungskurs mit einer Zinssenkung pro Quartal damit bestätigen.

Auch die Notenbank in Norwegen (aktuell: 4,5%) wird ihre Leitzinsen im Dezember unverändert und damit auf dem Zyklushoch halten. Die Riksbank in Schweden dürfte dagegen bereits die fünfte Zinssenkung beschließen (aktuell: 2,75%). Anders als im Vormonat wird der Leitzins aber nur um 25 Bp sinken.

Auf politischer Seite

In Russland wird sich Präsident Putin auf seiner jährlichen Pressekonferenz zum Ukraine-Krieg äußern.

Auf dem EU-Gipfel in Brüssel diskutieren die europäischen Staats- und Regierungschefs u.a. die Lage in der Ukraine und in Syrien.

Auf Unternehmensseite

Im Rahmen der Q3-Berichtssaison berichten FedEx und Nike.


Freitag

Auf konjunktureller Seite

In den USA dürfte die von der FED präferierte PCE-Kerninflationsrate im November um 0,2% zugelegt haben (Oktober: +0,3%) und damit 2,9% über Vorjahr gelegen haben (Oktober: 2,8%). Darauf deuten die bereits veröffentlichten CPI- und PPI-Daten hin.


KW 51 in historischer Perspektive

Am 14. Dezember 1789 wurden in Frankreich im Rahmen der französischen Revolution die ersten Assignaten als neue Währung ausgegeben. Vor der Einführung wurde die Livre tournois als Währung verwendet. Der Wert der Livre war an den Metallgehalt der Münzen gebunden, schwankte jedoch stark. Denn durch die zunehmenden Kriegskosten (u.a. durch den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg) wurde immer mehr minderwertiges Geld geprägt. Die Assignaten waren dagegen die erste Papierwährung in Frankreich, die durch den Wert beschlagnahmter Kirchengüter, insbesondere Ländereien, gedeckt werden sollte. Ursprünglich als Schuldscheine konzipiert, entwickelten sie sich deshalb schnell zu einem allgemeinen Zahlungsmittel. Zur Finanzierung von Revolution und Staatsausgaben wurde ihre Ausgabe dann aber zunehmend erhöht und war nicht mehr durch die realen Kirchengüter gedeckt. Es kam erneut zu hoher Inflation. 1796 wurden sie deshalb wieder aus dem Verkehr gezogen und durch den Franc ersetzt.


Ausblick KW 52 und KW 1 2025

Über den Jahreswechsel werden wenig relevante Daten veröffentlicht. Neben den Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus China (31.12.) steht in den USA der ISM-Index für die Industrie auf der Agenda (3.1.)


Unsere Autoren

Dr. Johannes Mayr
Dr. Johannes Mayr

Chefvolkswirt

ERSTKLASSIGE GELDANLAGE

Eine Fondsfamilie für anspruchsvolle Anleger.