Der Wochenausblick auf KW 6. Nach den Notenbanken richtet sich der Fokus wieder auf die Daten. In Europa ist die Inflation im Januar wohl entgegen den Erwartungen der EZB gesunken. In Deutschland bleibt die Industrie unter Druck. Und in den USA dürften der Arbeitsmarktbericht und die ISM-Indizes auch zu Jahresbeginn kaum Anzeichen einer Abschwächung zeigen. Geldpolitisch wird die Bank of England der EZB mit Zinssenkungen folgen. Politisch stehen die Strafzölle der US-Regierung gegen Mexiko und Kanada im Fokus. Auf Unternehmensseite steht der Hochpunkt in der der Q4-Berichtssaison an mit den Ergebnissen u.a. von Alphabet, Amazon, Eli Lilly, Novo Nordisk und vielen mehr. Und vor 32 Jahren wurde nach zähen Verhandlungen der Maastricht-Vertrag unterzeichnet, u.a. die Basis für die Einführung des Euro.
In den USA treten am Samstag erste Zölle in Höhe von 25% auf Importe aus Kanada und Mexiko in Kraft. US-Präsident Trump setzt diese u.a. als Verhandlungsmaße zur Grenzsicherung ein.
Im Euro-Raum ist die Inflationsrate im Januar – entgegen den Erwartungen der EZB – wohl nicht gestiegen (Dezember: 2,4%). Höhere Preise für CO2, Energie und einzelne Transportdienstleistungen (Deutschlandticket) wurden durch eine geringere Teuerung bei Waren und Dienstleistungen überkompensiert. Die Kerninflationsrate hat deshalb wohl sogar nachgegeben (Dezember: 2,7%). Ein solches Ergebnis würde die Wahrscheinlichkeit von baldigen Lockerungen durch die EZB weiter erhöhen.
In den USA wird der ISM-Index für die Industrie zeigen, ob die angekündigten Maßnahmen der Trump-Administration zur Senkung der Energiekosten und zum Schutz vor ausländischer Konkurrenz die Stimmung der Unternehmen aufgehellt haben. Ein leichter Anstieg ist realistisch (Dezember: 49,3).
Von der FED äußern sich Bostic und Musalem zur Geldpolitik
In der Berichtssaison zum vierten Quartal berichtet u.a.: Palantir
In den USA werden die Daten zum Auftragseingang in der Industrie im Dezember veröffentlicht. Nach dem schwachen Vormonatsergebnis ist ein spürbares Plus zu erwarten (November: -0,4%).
Von der FED sprechen Bostic und Daly zum Wirtschaftsausblick.
Israels Premier Netanyahu spricht mit US-Präsident Trump in Washington über die künftige Nahost-Strategie der US-Regierung.
In der Berichtssaison zum vierten Quartal berichten u.a.: Alphabet, Electronic Arts, Infineon, Merck, Paypal, Pepsi, Pfizer, Spotify
In den USA dürfte der ISM-Index für die Dienstleister sein erhöhtes Niveau auch im Januar gehalten haben (Dezember: 54,0). Im Fokus steht, ob sich der deutliche Anstieg der Preiserwartungen im Vormonat fortgesetzt hat.
Die polnische Notenbank wird auf ihrer Januarsitzung ihren Leitzins erneut unverändert halten (aktuell: 5,75%).
Von der FED äußern sich Goolsbee und Barkin. Von der EZB spricht Lane.
In der Berichtssaison zum vierten Quartal berichten u.a.: Emerson Electric, Novo Nordisk, Qualcomm, Toyota, Uber, Walt Disney
In Deutschland dürften die Dezemberdaten zur Industrie gemischt ausfallen. Der Auftragseingang könnte ein deutliches Plus zeigen (November: -5,4%). Hintergrund sind aber ausschließlich Schwankungen bei den Großaufträgen. Die unterliegende Dynamik war wohl erneut schwach.
Die Bank of England wird auf ihrer Januarsitzung ihren Leitzins wohl zum dritten Mal um 25 Bp senken (aktuell: 4,75%). Die wieder gestiegenen Inflationsrisiken begrenzen kurzfristig aber den Handlungsspielraum.
Auch die Notenbank in Mexiko wird eine Zinssenkung beschließen. Der Leitzins dürfte bereits zum sechsten Mal um 25 Bp herabgesetzt werden (aktuell: 10%).
In der Berichtssaison zum vierten Quartal berichten u.a.: Amazon, Eli Lilly, Fortinet, Linde, Philip Morris, Roblox, Siemens Healthineers
In Deutschland dürfte die Industrieproduktion ihren Abwärtstrend im Dezember wieder aufgenommen haben (November: +1,5%). Auch die Exporte dürften zum Vormonat wieder gesunken sein (November: +2,1%). Insgesamt bleibt die inländische und ausländische Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten damit schwach.
Der US-Arbeitsmarktbericht für Januar wird ein klareres Bild zur aktuellen Stärke der Nachfrage nach Arbeitskräften liefern. In den Vormonaten hatten Verzerrungen durch Streiks und Hurrikanes für volatile Daten gesorgt. Im Dezember lag das Stellenzuwachst deshalb sehr hoch bei +265k. Umfragebasierte Daten signalisieren für Januar einen etwas niedrigeren Wert von etwa 150 bis 200k. Nur Zahlen außerhalb dieser Spannweite wären ein Signal an die FED ihre Annahmen zur konjunkturellen Dynamik zu prüfen. Der Anstieg der Löhne sollte erneut moderat ausgefallen sein (Dezember: +0,3%).
Die EZB veröffentlicht ihre neuen Schätzungen zum neutralen Zinsniveau. Diese Ergebnisse geben einen wichtigen Hinweis, wie weit die Notenbank ihre Zinsen unter normaler konjunktureller Entwicklung senken dürfte.
Von der EZB spricht de Guindos zum Ausblick.
Am 7.2. 1992 wurde von den europäischen Staats- und Regierungschefs der Vertrag von Maastricht unterzeichnet. Ziel des Vertrags war es, eine wirtschaftliche, politische und soziale Union zu schaffen. Ein zentraler Bestandteil war die Einführung einer gemeinsamen Währung, des Euro. Die Verhandlungen waren von Spannungen geprägt, besonders zwischen den wirtschaftlich stärkeren und schwächeren Mitgliedsstaaten. Der damalige britische Premierminister John Major, bekannt für seinen trockenen Humor, soll während einer Sitzung gesagt haben: „Wenn wir hier noch länger sitzen, sollten wir wenigstens Anspruch auf niederländische Staatsbürgerschaft haben!“ Die Niederländer nahmen es gelassen und schenkten ihm zum Abschied ein holländisches Fahrrad – mit dem Hinweis, dass er damit schneller von den Verhandlungen fliehen könne.