Die März-Daten zur chinesischen Konjunktur haben positiv überrascht. Die Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal etwas kräftiger gestiegen als erwartet. Vor allem der private Konsum hat zu Jahresbeginn für Schub gesorgt. Das Re-Opening nach dem Ende der strengen COVID-Restriktionen sorgt für eine Erholung der Nachfrage. Die Wirtschaftspolitik stützt diese Entwicklung. Auffällig ist die Divergenz zur Abkühlung in den USA und Europa. Dieses Bild dürfte sich in den kommenden Monaten noch verstärken. Allerdings wachsen die Bäume auch in China nicht in den Himmel. Denn Demografie und Verschuldung begrenzen das Aufwärtspotenzial, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
In China hat das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 2,2 % zum Vorquartal zugelegt und lag damit 4,5% über Vorjahr (Q4: +2,9 %). Der Anstieg fiel damit etwas stärker aus als erwartet. Die monatlichen Daten zu den zentralen Treibern zeigen, dass vor allem der private Konsum das Wachstum getragen hat. So lagen die Einzelhandelsumsätze im März 10,6 % über Vorjahr. Die Industrieproduktion legte dagegen nur um 3,9 % zu. Das Re-Opening nach dem Ende der strengen COVID-Restriktionen sorgt also für eine Erholung der Nachfrage, von der die Dienstleistungen überproportional profitieren. Ähnlich den USA und Europa bleibt die industrielle Dynamik dagegen verhalten und der Immobilienmarkt schwächt sich ab. Auffällig bleibt die Divergenz im Bereich der Kreditdynamik, der Energiepreise und der Wirtschaftspolitik. Der Kreditimpuls hat in China im März weiter nach oben gedreht, während in den USA und Europa über eine Kreditklemme diskutiert wird. Im Bereich der Energiepreise profitiert China von erheblichen Preisabschlägen auf Importe aus Russland. Und der weiter kräftige Anstieg der Infrastrukturinvestitionen zeigt, dass die Wirtschaftspolitik das Wachstum nach wie vor aktiv anschiebt.
Aussichten für Anleger
Kurzfristig sprechen die Rahmenbedingungen damit für eine wirtschaftliche Outperformance Chinas. Im zweiten Quartal ist ein erneut kräftiger Anstieg der Wirtschaftsleistung zu erwarten. Darauf deuten auch die aktuellen Frühindikatoren hin. Das Wachstumsziel der Regierung für 2023 von „etwa 5 %“ scheint erreichbar. Mittelfristig wachsen die Bäume aber auch in China nicht in den Himmel. Denn Demografie und Verschuldung sind ein zunehmendes Problem. Und die Risiken am Immobilienmarkt bleiben erheblich. Gleichzeitig dürfte der Außenhandel von einer wenig dynamischen Entwicklung der Weltwirtschaft gebremst werden. Die Spielräume der Wirtschaftspolitik sind zwar deutlich größer, auch weil die Inflation weiter niedrig ist. Regierung und Notenbank machen derzeit aber nicht den Eindruck, diese voll nutzen zu wollen.