Die „harten“ Juli-Daten zur deutschen Industrie sind negativ ausgefallen. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland hat sich weiter abgeschwächt. Zwar geht der starke Rückgang im Auftragseingang im Juli auf volatile Großaufträge zurück. Der industrielle Ausblick bleibt aber mau. Dennoch sollte sich die Wirtschaftspolitik auf mittelfristige Weichenstellungen auf der Angebotsseite konzentrieren und mit kurzfristigen Nachfragestimuli haushalten. Denn sonst könnten der Preisdruck erneut angefacht werden, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Nach einem starken Anstieg im Juni sind die Auftragseingänge in der Industrie im Juli um 11,7% zum Vormonat eingebrochen, und damit deutlich stärker als erwartet. Die hohe Volatilität der Daten geht auf Großaufträge aus dem Bereich des „Luft- und Raumfahrzeugbaus“ zurück. In den anderen Bereichen der Industrie hat sich die Nachfrage im Juli in etwa stabil gehalten. Der Trend bleibt aber abwärtsgerichtet. Auch die Warenexporte sind im Juli gesunken (-0,9%) und auch für die Industrieproduktion ist nach den heutigen Daten mit einem Minus zu rechnen (Veröffentlichung am Donnerstag). Trotz der Schwäche in der Industrie sind die Kapazitäten der deutschen Wirtschaft insgesamt nach wie vor relativ hoch ausgelastet. Das erschwert die Aufgabe für die Wirtschaftspolitik. Denn kurzfristige Nachfragestimuli könnten sich zu einem erheblichen Teil in die Preise entladen und den Inflationsdruck weiter anfachen. Deshalb sollte sich die Wirtschaftspolitik auf die mittelfristigen Weichenstellungen und strukturellen Reformen konzentrieren. Denn der größere Handlungsbedarf liegt auf der Angebotsseite in einer Steigerung des Wachstumspotenzials.
Die Juli-Daten zur Industrie bestätigen, dass die deutsche Konjunktur im zweiten Halbjahr unter Druck bleibt. Neben den Folgen der gelpolitischen Straffung belastet die schwächere Auslandsnachfrage vor allem aus China die Industriekonjunktur. Für das dritte Quartal ist mit einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen. Investoren sollten sich der Risiken in den stark zyklischen und exportabhängigen Bereichen der Wirtschaft bewusst sein und die längerfristigen säkularen Trends etwa in der digitalen Welt und dem demografischen Wandel im Blick behalten. Hier ist Deutschland derzeit allerdings nicht gut aufgestellt.