Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im November um 0,5% zum Vormonat gesunken. Die jährliche Inflationsrate ist damit auf 2,4% gefallen. Zwar ist im Dezember mit einem Gegeneffekt zu rechnen. Dennoch scheint der unterliegende Preisdruck rascher abzunehmen als erwartet, auch weil sich die Konjunktur deutlich eingetrübt hat. Die EZB könnte 2024 erstmals vor der FED mit Zinssenkungen beginnen. Sie dürfte diesen Weg aber nicht überstürzt antreten. Denn die Inflationsanker liegen über dem 2%-Ziel und der Lohndruck wird noch einige Zeit erhöht bleiben, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Die Inflationsrate im Euro-Raum ist im November überraschend deutlich von 2,9 auf 2,4% gesunken. Zum Vormonat sind die Verbraucherpreise um 0,5% gesunken. Der Rückgang der Energiepreise (-2,2%) hat für weitere Entlastung gesorgt. Aber auch der zugrunde liegende Preisdruck hat im November weiter nachgelassen. Die Preise von Gütern und Dienstleistungen ohne Energie und Nahrungsmittel sind sogar um 0,6% zum Vormonat gesunken. Die jährliche Kerninflation fiel damit von 3,9 auf 3,6% und liegt damit auf ähnlichem Niveau wie in den USA. Bemerkenswert ist der deutliche Rückgang der Preise für Dienstleistungen, die als besonders lohnintensiv gelten.
Die Preisdaten für November zeigen, dass die Inflation in Europa stärker fällt als von Ökonomen und der EZB erwartet. Die deutliche Eintrübung der Konjunktur hinterlässt zunehmend Bremsspuren auf der Preisseite. Zwar wird die Inflationsrate im Dezember durch einen Basiseffekt aus dem Vorjahr wohl wieder etwas zulegen. Im neuen Jahr wird sich der Rückgang aber wohl fortsetzen. Weitere Zinsanhebungen sind aus heutiger Sicht deshalb nicht mehr nötig. Vielmehr steigt mit den heutigen Daten die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB 2024 erstmals vor der FED wieder mit Zinssenkungen beginnt. Sie dürfte diesen Weg aber nicht überstürzt antreten. Denn die Inflationsanker liegen über dem 2%-Ziel und der Lohndruck wird noch einige Zeit erhöht bleiben. Aus Investorensicht sprechen die heutigen Inflationsdaten dennoch für einen weiteren Aufbau von Durationsrisiken in Europa, zumal die Anleihenmärkte auf den aktuellen Zinsniveaus wieder einen guten Schutz gegen konjunkturell bedingte Rückschläge am Aktienmarkt bieten.