Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte angehoben und einen solchen Schritt auch für März angekündigt. Der Einlagensatz liegt nun bei 2,5%. Die EZB sieht den Zinsgipfel nach wie vor in größerer Entfernung als die FED. Am Markt zeigen sich aber zunehmend Zweifel, dass die EZB den avisierten Straffungskurs umsetzen wird, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB ihre Leitzinsen um weitere 50 Basispunkte angehoben. Der Einlagensatz liegt mit 2,5% nun im restriktiven Bereich. Überraschend deutlich hat die EZB einen solchen Schritt auch für die März-Sitzung angekündigt und auch darüber hinaus weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Die EZB sieht den Zinsgipfel also weiterhin in größerer Entfernung als die FED. Analog zur FED signalisiert die EZB nach Erreichen des Gipfels eine längere Phase mit unverändert hohem Zins. Dabei scheint ihr der Markt derzeit zwar noch eher zu glauben als der FED, Zinssenkungen werden für 2023 weiterhin nicht erwartet. Die Zweifel nehmen aber zu. Der Lackmustest für die Entschlossenheit steht in den kommenden Monaten an, wenn sich die konjunkturellen Folgen der Straffungen voll zeigen werden. Wir gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen noch bis Jahresmitte anheben wird, im Bereich von 3,5% dürfte der Hochpunkt erreicht sein.
Aussichten für Anleger
Angesichts schwächerer Konjunkturdaten verlieren die Märkte zunehmend den Glauben an die Zinspläne der Notenbanken. Die starke Datenabhängigkeit ihrer Entscheidungen kann in zyklischen Wendepunkten mit volatilen Wirtschaftsdaten zum Problem werden. Nach der FED hat deshalb auch die EZB heute versucht, diese Datenabhängigkeit wieder zu relativieren und weitere Zinsschritte ungewöhnlich konkret angekündigt. Die EZB riskiert damit erneut ein Glaubwürdigkeitsproblem. Investoren sollten aber vorsichtig sein, aktiv gegen die Notenbanken zu wetten. Dies ist nur bei entsprechend schwachen Wirtschaftsdaten erfolgversprechend. Frei übersetzt gilt ansonsten weiterhin: „Leg Dich nicht mit den Notenbanken an.“