Auf ihrer Märzsitzung hat die EZB ihren abwartenden geldpolitischen Kurs bestätigt. Allerdings hat sie ihre Prognosen für Konjunktur und Inflation abwärtsrevidiert und sieht die Teuerung nun bereits 2025 bei (durchschnittlich) 2%. Auch die Einschätzung zur Lohnentwicklung war etwas optimistischer. So hat EZB-Chefin Lagarde erstmals implizit die Junisitzung als den Moment genannt, an dem ausreichend Daten vorlägen um die Lohndynamik ausreichend sicher einschätzen zu können. Erstmals könnte die EZB die Zinsen also eher senken als die FED, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB ihre Leitzinsen unverändert gehalten. Wie zuletzt hat sie sich mit Blick auf die kommenden Monate skeptisch zu Zinssenkungen geäußert. Die Abwärtsrevision der Wachstums- und Inflationsprognose auch für 2025 legt aber nahe, dass die Zuversicht innerhalb der Notenbank gewachsen ist, mit dem derzeitigen Straffungsgrad die Teuerung relativ zügig und vor allem nachhaltig in Richtung des 2%-Ziels zu führen. Bemerkenswert ist, dass auch die Aufwärtsrisiken für die Inflation durch die Lohnentwicklung etwas weniger betont wurden. Hier hätte sich die Verlangsamung fortgesetzt. Vor allem aber hat EZB-Chefin Lagarde erstmals implizit die Junisitzung als den Moment genannt, an dem ausreichend Daten vorlägen um die Lohndynamik ausreichend sicher einschätzen zu können.
Aussichten für Anleger
Die EZB hat heute also recht konkret den Termin für die Entscheidung einer ersten Zinssenkung genannt. Sollte sich bis zur Junisitzung die derzeitige Verlangsamung der Lohndynamik fortsetzen, wird die EZB den Leitzins wohl erstmals wieder um 25 Basispunkte senken. Inwieweit dies dann der Beginn einer Reihe von raschen Zinsschritten ist oder eine sehr langsame Reduktion einläutet bleibt abzuwarten, und wird von den künftigen Konjunkturdaten bestimmt. Mit der heutigen Sitzung ist aber in jedem Fall die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die EZB die Zinsen erstmals vor der FED wieder senken wird.