Auf ihrer Aprilsitzung hat die FED – wie erwartet – auf den überraschend starken Preisauftrieb im ersten Quartal reagiert und eine längere Phase des aktuellen Leitzinsniveaus angekündigt. Zinssenkungen sieht die Mehrheit im FOMC wohl allenfalls gegen Jahresende als realistisch. Gleichzeitig hat FED-Chair Powell verbal die Latte für weitere Zinsanhebungen relativ hoch gelegt, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Auf ihrer heutigen Sitzung hat die FED ihre Leitzinsen wie erwartet unverändert gehalten (aktuelle Obergrenze: 5,5%). Die Mitglieder haben aber in ihrem Statement auf den zuletzt wieder höheren Preisdruck reagiert und sehen nun auch „offiziell“ keine ausreichenden Fortschritte in der Rückführung der Inflation, die eine baldige Senkung der Leitzinsen rechtfertigen würden. Zinssenkungen sieht die Mehrheit im FOMC wohl allenfalls gegen Jahresende als realistisch. Auf der Junisitzung dürfte der Dot-Plot, der im März noch drei Senkungen bis Jahresende unterstellt hatte, deshalb deutlich nach oben revidiert werden.
Eine konkrete Entscheidung hat die FED mit Blick auf den weiteren Abbau des Wertpapierportfolios (QT) getroffen. Das Tempo des Abbaus von US-Treasuries wird deutlich verlangsamt. Ab Juni sinkt die monatliche Tilgungsobergrenze von 60 auf 25 Mrd. Dollar. Die Tilgungsobergrenze für MBS-Papiere von 35 Mrd. Dollar wird beibehalten. Reinvestitionen erfolgen aber nur noch in Treasuries. Der Zielwert für die Wertpapierbestände bleibt laut Powell aber unverändert. Die Entscheidung soll deshalb nicht als Lockerungsimpuls interpretiert werden. Vielmehr sollen kurzfristige Verspannungen am Geldmarkt verhindert werden.
Aussichten für Anleger
Die FED hat heute die Tür für eine erste Zinssenkung bereits im Juni deutlich zugeschlagen. Stand heute scheint eine erste Zinssenkung nun erst gegen Jahresende realistisch. Grund hierfür sind aber weniger die heutigen Äußerungen der FED als vielmehr die bis zuletzt starken Daten zur Konjunktur und der hohe Preisdruck in den von Lohnkosten dominierten Bereichen der Wirtschaft. Neuerliche Zinsanhebungen hat Powell auf der Pressekonferenz aber als unwahrscheinlich bezeichnet. Demnach versucht die FED durch den Ausblick auf ein längeres Gipfelplateau die jüngste Straffung der Finanzierungskonditionen aufrechtzuerhalten und so den Abwärtsdruck auf Konjunktur und Inflation wieder zu verstärken. Das kann gelingen, hängt aber auch an der Reaktion der Finanzmärkte. Einmal mehr ruft die FED den Investoren zu: Vorsicht vor zu viel Optimismus.