Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im April um 0,6% zum Vormonat gestiegen. Die jährliche Inflationsrate lag damit unverändert bei 2,4%. Der zugrunde liegende Preisdruck fiel aber höher aus. Die Wirtschaftsleistung hat im ersten Quartal erstmals wieder zugelegt. Die heutigen Daten zu Konjunktur und Inflation halten zwar die Tür für eine erste Zinssenkung im Juni offen, sie begrenzen aber die Zinssenkungsphantasie im weiteren Jahresverlauf, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Die Inflationsrate im Euro-Raum lag im April wie erwartet unverändert bei 2,4%. Zum Vormonat haben die Verbraucherpreise abermals kräftig um 0,6% zugelegt. Dabei sind sowohl die Preise für Dienstleistungen (+0,8%) als auch für Güter (+0,5%) deutlich gestiegen. Bei den Dienstleistungen dürften erneut die hohen Lohnsteigerungen der vergangenen Monate preistreibend gewirkt haben. Die jährliche Kerninflation fiel zwar dennoch weiter von 2,9% auf 2,7%. Der Disinflationsprozess hat sich aber auch in Europa spürbar verlangsamt.
Gleichzeitig sind die BIP-Daten für das erste Quartal etwas besser als erwartet ausgefallen. Nach zwei Rückgängen in Folge hat die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres wieder leicht zugelegt (+0,2% zum Vq.). Unter den großen Euro-Ländern fiel der Anstieg in Spanien (+0,7%) erneut am stärksten aus. Aber auch in Italien (+0,3%), Frankreich (+0,2%) und Deutschland (+0,2%) legte das reale Bruttoinlandsprodukt etwas zu. Die Daten für Deutschland zeigen, dass vor allem eine Erholung der Bauinvestitionen sowie des Exports für den Anstieg verantwortlich waren. Die Bautätigkeit hat vor allem von der ungewöhnlich milden Witterung profitiert.
Aussichten für Anleger
Die heutigen Daten zu Konjunktur und Inflation im Euro-Raum sind aus Sicht der EZB gemischt ausgefallen. Auch die Euro-Wirtschaft hat ihr Konjunkturtal im ersten Quartal durchschritten. Zwar haben dabei auch Sonderfaktoren geholfen, im weiteren Jahresverlauf sollte aber vor allem der private Konsum die Nachfrage nachhaltiger stützen. Ein kräftiger Aufschwung zeichnet sich indes nicht ab. Die strukturellen Herausforderungen auf der Angebotsseite – von der ungünstigen demografischen Entwicklung über den maroden Kapitalstock bis zur nachlassenden Innovationskraft – bleiben groß. Auf der Nachfrageseite stützen die EU-Programme zwar die Entwicklung in Spanien und Italien, in der Breite bleiben die private Investitionsdynamik wie auch die Impulse der Wirtschaftspolitik aber wohl zu gering. Der nur noch langsam nachlassende Preisdruck begrenzt zudem den Zinssenkungsspielraum. Eine Senkung im Juni scheint aus EZB-Sicht zwar ausgemacht, zahlreiche weitere Lockerungen scheinen aus heutiger Sicht aber wenig realistisch. Der Leitzins dürfte damit auch zum Jahresende noch in restriktivem Terrain liegen.